Genau heute vor einem Jahr bin ich nach Nashville aufgebrochen, um mir gemeinsam mit Julia Hoeger einen Lebenstraum zu erfüllen: Wir nahmen mein Country-Album „Kopp voll Dräum“ in Music City auf, dort, wo schon so viele meiner Helden gearbeitet und gelebt haben. Entstanden ist innerhalb der knappen Woche des Aufenthaltes in Tennessee ein Album mit 14 Tracks, die ich liebe, weil sie mich immer an diesen besonderen, für mich so wichtigen Trip erinnern werden. Kaum zu glauben, dass dieser Ausflug jetzt schon wieder ein Jahr her ist!
Noch heute pflegen wir guten Kontakt zu den Wahnsinnsmusikern in Nashville, vor allem zum Studio-Boss und Produzenten Larry, mit dem wir übrigens auch dieses Jahr unser neues Duett „Sekundekuss“ für die CD-Serie „Kölsche Heimat“ der Kreissparkassse Köln aufgenommen haben. Diesmal leider nicht persönlich vor Ort, sondern „nur“ übers Internet. Gut zu wissen, dass das so gut funktioniert, denn aktuell weiß wohl niemand, wann man endlich wieder guten Gewissens über den großen Teich fliegen kann. Ich vermisse diese Stadt, und das Gefühl dort zu sein sehr.
Und jetzt leben wir seit Monaten in einer komplett anderen Realität. Die Masken sind völlig normal geworden (bis auf ein paar Idioten, die statt der Maske lieber einen Aluhut tragen), es entwickelt sich gar so etwas wie eine „neue Normalität“. Die Kneipen und Restaurants werden wieder voller, Amazon- und DHL-Unternehmen haben die Umsätze ihres Lebens (grausam!), aber auch der Einzelhandel erholt sich langsam, aber sicher. Ja, wir sind auf nem guten Weg, wieder ein „richtiges“ Leben zu führen.
Doch halt! Da fehlt doch was! Richtig. Wir Künstler werden im einstigen Land der Dichter und Denker völlig im Stich gelassen. So lange wir unterhalten und Menschen eine gute Zeit bringen und glücklich machen konnten, waren wir gefragt wie nie. Letztes Jahr um die Zeit waren die Auftragsbücher voll, und in diesem Jahr hätte ich so unfassbar schöne und vielfältige Shows spielen dürfen, wenn Corona nicht aufgekommen wäre. Seit Aschermittwoch ist Aschermittwoch, und das noch für eine unbestimmte Zeit. Der Drops ist noch nicht gelutscht, und es schmerzt, sich so egal und unnötig zu fühlen. Wenngleich ich auch weiß, dass niemand schuld an dieser Misere ist – außer vielleicht die geköpfte Fledermaus in China -, und dass viele Fans mich unheimlich stark unterstützten und in den letzten Monaten unterstützten (unendliche Dankbarkeit aus tiefstem Herzen dafür!), fällt es schwer, wenn man zusieht, wie das bisherige Lebenswerk bröckelt und wie plötzlich alles infrage gestellt wird. So kann es nicht weitergehen.
Ich gebe jedenfalls alles dafür, immer wieder neue Ideen zu entwickeln, um die Krise irgendwie durchzustehen. Ich will ja nicht, dass die frisch erschienene Jubiläumsbox mein letztes Album ist. Außerdem schreibe ich gerade wieder fleißig neues Material. Es wäre jammerschade, wenn das niemand zu hören bekäme. Also gibt es nur eine Möglichkeit: Durchhalten!
Danke, dass ihr mir dabei helft und die besten Fans der Welt seid!
Zur Feier des Tages ziehe ich mir gleich nochmal das „Kopp voll Dräum“-Album aus Nashville rein und erinnere mich an eine der schönsten Reisen überhaupt zurück. Dann fällt der Start in die nächste Woche voller Ungewissheiten nicht ganz so schwer…
Bleibt stets gesund und bemasket – bis bald!
Üre
Björn