Die Gesichtsmaske ist seit gestern vorgeschriebener Wegbegleiter, die Stadt wird wieder lebendiger und man hat das Gefühl, dass man sich immer besser in dieser nach wie vor bemerkenswerten Zeit zurechtfindet. Andererseits werden die Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken immer abstruser und die Angst vor einem möglichen zweiten, noch krasseren Shut-Down wächst täglich. Wundern würde es mich nicht. Immerhin steigen die Infektionszahlen wieder an und wenn man durch die Einkaufsstraßen und Parks der Stadt läuft, sieht man immer mehr Menschen, die es mit dem Kontaktverbot nicht mehr allzu eng sehen. Ich versuche jedenfalls – schon alleine aus eigenem Interesse, aber auch, um meine Mitmenschen zu schützen – mich überall geschützt und vorschriftskonform zu verhalten. Wenn man das will, gelingt das auch. Allerdings kommt man auch immer mal wieder in Situationen, wo ignorante Mitmenschen ein respektvolles und schützendes Verhalten unmöglich machen. Manche lernen es einfach nie.
Nach sechs Wochen voller Kinderbetreuung, vieler Online-Aktionen (Kinderlieder, Freitagskonzerte, Gitarrenworkshops etc.) und Streamingkonzerte, fühlt es sich so an, als käme so langsam wieder etwas mehr Leben in die Bude. Morgen Abend spiele ich für eine große Wohnungsgenossenschaft in Köln ein Gartenkonzert für die Bewohner auf ihren Balkonen, übermorgen bin ich Überraschungsgast via Zoom bei einem Männerchor und stehe für ein paar Fotos mit Julia Hoeger vor der Kamera, am Freitag wird wieder online gesungen und am Samstag bin ich in einer Livestream-Show in Monheim zu Gast. Das hat ja fast schon einen Hauch von „Touralltag“, wenn auch das Pensum ohne Corona natürlich um ein Vielfaches höher wäre. Man wird noch dankbarer und demütiger in Zeiten wie diesen. Nächste Woche besuche ich ein Hospiz, eine Senioreneinrichtung, es gibt ein Geburtstagsständchen am Fenster, und wer weiß, was noch so alles realisiert wird. Es gibt ja aktuell einen neuen Veranstaltungsort-Trend, wo bei uns auch schon einige Anfragen für eingetrudelt sind. Verraten darf ich noch nichts – brumm brumm -, aber sobald etwas spruchreif ist und es Termine gibt, erfahrt ihr es selbstverständlich umgehend über meine Kanäle.
Ich glaube jeder von uns muss Wege suchen, wie man diese Krisenzeit übersteht. Und es ist ja auch nicht so, dass man irgendwann mit dem Finger schnipst, und dann ist alles wieder wie früher. Kein Mensch weiß, wie, wann und in welcher Form es weitergeht. Vor allem in der Live-Musik-Branche. Mit dem Gedanken muss man erstmal klarkommen. Ich habe für mich glaube ich inzwischen einen Weg gefunden, mit dem ich klarkomme. Und ich wünsche jedem von euch das Gleiche. Denn dann findet man eventuell – trotz aller negativen Aspekte der aktuellen Situation – auch die Gelegenheit, mal in Ruhe besonnen und positiv auf das zu blicken, was man hat. Uns geht’s nämlich eigentlich verdammt gut. Auch jetzt gerade.
Bleibt mir treu, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich auf euch freue, wenn wir uns wieder „in echt“ sehen können. Bis dahin bleibt es bei virtuellen Begegnungen, auf die ich mich aber auch jedes Mal aufs Neue freue! #dannsingemerzohuss – jetz eetz rääsch!
Bis bald,
üre
Björn