Ich mag es gerne, wenn es einen roten Faden in meiner künstlerischen Arbeit gibt. Wenn ich Dinge immer wieder aufgreifen und kreativ fortführen kann. Dabei ergeben sich immer wieder neue Pfade, deren Richtung ich selbst bestimmen und die ich ganz nach meinem Geschmack führen kann. Eines ist dabei immer sicher: Der Weg ist das Ziel.
Seit der Geburt meines Sohnes Benjamin im September 2016 ist eine dieser schönen Traditionen, dass ich auf jedem neuen Album mindestens einen Song für meinen Sohn veröffentliche. „Südstadtnächte“ vom Album „Zick es Jlöck“ war das erste Lied dieser Art. Mit „Letzte Odemzoch“ (Album „Himmel övver Kölle“), „Veezich Winter“ (Album „Café Schmitz“) und anderen Songs, ist inzwischen ein wahrer Reigen an „Benjamin“-Songs veröffentlicht worden.
Auch auf meinem neuesten Album „Stadtmusikant“ darf also ein besonderes Liebeslied für meinen Sohn nicht fehlen. Diesmal heißt das Baby „Nit wigg vum Stamm“.
Ja, es ist wahr. Ich kann meinen Sprössling definitiv nicht verleugnen. Er ist mir von Geburt an wie aus dem Gesicht geschnitten. Wenn man alte Kinderfotos von mir neben Kleinkindfotos meines Sohnes legt, erkennt man höchstens am Vergilbtheitsgrad, um wen es sich handelt. Die Ähnlichkeit ist mitunter mehr als verblüffend!
Aber nicht nur optisch sind wir uns sehr ähnlich. Unsere Wesen sind nahezu identisch, wenn es um Emotionen und vor allen Dingen um Kreativität geht. Die Musik liegt meinem Nachwuchs jedenfalls schon jetzt im Blut, und viele meiner Texte beherrscht er besser auswendig, als ich. Es kommt nicht selten vor, dass er vom Nebenzimmer aus Korrekturen rein ruft, wenn ich beim Proben mal wieder ein falsches Wort gesungen habe.
Und so war die Freude natürlich sehr groß, als ich ihm den Song „Nit wigg vum Stamm“ zum ersten Mal vorspielte und ihm das Lied „schenkte“. Den Text schrieb ich mal wieder im Berliner Maritim, wo ich nach meinen Hauptstadt-Konzerten in der Regel einen Tag dranhänge zum Schreiben.
Er liebt den Song sehr, weshalb ich mich entschieden habe, den Track als letzte digitale Single des Albums auszukoppeln. Neben der Studio-Version gibt es auch einen ganz frischen Live-Mitschnitt aus der Volksbühne, wo ich die Nummer bei der fulminanten Plattenpräsentation im Februar 2024 zum allerersten Mal überhaupt gespielt habe. Quasi eine Welturaufführung verewigt auf Spotify und Co.
Der eigentliche Clou zur Single ist aber das zuckersüße Video, welches wir zur Studioversion des Songs gebastelt haben. Benjamin als Kleinkind, meist in musikalischen Kontexten, verkleidet, wild, mit seiner verstorbenen Oma (also meiner Mutter), im Urlaub, zu Hause und beim Kaufen des Tannenbaumes an Weihnachten. Hierbei betone ich ausdrücklich, dass es auch sein Wunsch war, die Aufnahmen öffentlich zu zeigen. Er wird zwar erst acht Jahre alt, darf und soll aber schon selbst entscheiden, was rausgeht und was nicht. Sehr wichtig! Für uns als Eltern ist ebenso wichtig, dass er nicht mit seinem aktuellen Aussehen zu sehen ist aus Diskretionsgründen. Aber vom Kleinkindsein ist er inzwischen so weit entfernt, dass er sich äußerlich so verändert hat, dass wir ihn guten Gewissens zeigen können. Denn auch für mich ist so ein Video ein Dokument für die Ewigkeit – und ich finde es obendrein einfach zuckersüß.
Oder?
Schaut mal rein, ich wünsche euch viel Spaß damit!
Üre Björn