Wenn ich so aus dem Fenster schaue, könnte was dran sein an dem Satz, den ich gestern beiläufig irgendwo aufgeschnappt habe: Der Sommer ist vorbei!
Klar, es wäre schon echt schade, weil ich keine Jahreszeit so liebe, wie diese. Das leichte Leben, die Sonne, die Wärme, die wenigen Klamotten und die leckeren Kaltgetränke im Biergarten. Aber ok, über zu wenig Sonnenschein können wir uns auch dieses Jahr glaube ich nicht beklagen. Und die Hoffnung auf einen schönen Spätsommer gibt es ja auch noch. Das wird schon.
Für mich war der Sommer sehr ergiebig. In den diversen Auszeiten, vor allem aber in der Woche am Lago Maggiore, über die ich in einem der letzten Blogs bereits berichtete, konnte ich meine Liedermachertätigkeit so richtig aufblühen lassen. Was für eine tolle, kreative Zeit! Man kann sowas immer schlecht planen, aber ich bin unfassbar glücklich, dass ich echt ne Menge neuer Songs zu Papier bringen konnte. Ein Segen.
Aber auch ein wenig Fluch. Denn jetzt geht es darum, aus knapp fünfzehn neuen Werken nur drei auszusuchen, die wir im August im Studio aufnehmen. Alle anderen Plätze fürs kommende Album sind schon besetzt, und da es wieder eine Vinyl-Platte werden soll, sind wir – anders als bei einer CD – zeitlich limitiert und können nicht einfach zwei, drei Lieder mehr drauf nehmen.
Ich gebe zu, es handelt sich hier um ein absolutes Luxusproblem. Trotzdem trifft es die Formulierung „Qual der Wahl“ ganz gut auf den Punkt, denn es tut schon immer ein bisschen weh, neue Songs auszusortieren. Vor allem, weil es dann sehr oft so ist, dass sie in der Vergessenheit versinken und nie wieder ausgegraben werden, weil ja auch immer neues Material dazukommt. Wie oft habe ich mir schon vorgenommen, zumindest rohe Aufnahmen aller Lieder zu machen, um sie zu haben und – im schlimmsten Fall – auch nicht zu vergessen. So ein vollumfängliches Archiv wäre ein Träumchen! Aber irgendwie habe ich es noch immer nicht geschafft und lebe im kreativen Chaos weiter. Immerhin bin ich dazu übergegangen, die in der Regel handschriftlich verfassten Texte, auf den Computer zu übertragen, damit zumindest diese nicht verloren gehen.
Bevor es diese Woche wieder ins Studio geht, um die wirklich letzten drei Songs final festzulegen, treffe ich erstmal alleine eine Auswahl zu Hause. Was will ich wirklich sagen, welche Texte sind mir wirklich wichtig, was passt musikalisch noch gut auf die Platte und zu den anderen bereits fertigen Tracks, was wäre doppelt gemoppelt und was kann ich live auf der Tour zum Album gut solo reproduzieren? Alles Fragen, deren Antworten bei der Entscheidung helfen sollen. Und doch sitze ich hier mit immer noch acht Nummern, von denen mir jede wichtig ist. Sie sind wie kleine Babys, die ich ja schließlich auch irgendwie auf die Welt gebracht habe. Diese enge Auswahl spiele ich dann im Studio dem Produzenten vor, in der großen Hoffnung, dass sein Ohr nochmal bei der Entscheidungsphase hilft und ich nicht ganz so traurig bin, über die Lieder, die es nicht auf die Platte schaffen.
So oder so bleibt es spannend und ich freue mich mächtig auf die letzten Züge im Studio! Im Spätsommer muss alles fertig sein, damit wir die Platte gleich nach Karneval veröffentlichen können. Erstmalig arbeiten wir auch mit einem wunderbaren Tourneeveranstalter zusammen, der pünktlich zur Erscheinung des Tonträgers eine Tour zusammenstellt mit vielen wirklich tollen Locations, ner Menge Premieren und der Aussicht auf ein fantastisches erstes Halbjahr 2024!
Aber jetzt ist ja erstmal noch Sommer, zumindest im Kalender, und vielleicht haben wir ja doch Glück, und die Sonne lässt sich nochmal blicken.
Lasst es euch gut gehen,
üre Björn