Endlich rollt der HEUSER-Bus wieder regelmäßig. Diesmal heißt es aber nicht „Abfahrt – Bühne – 25 Minuten spielen – Weiterfahrt – Bühne – 25 Minuten spielen – Weiterfahrt – Bühne – 25 Minuten spielen…“ wie im Fastelovend üblich. Nein, ich darf immer länger bleiben. Den ganzen Abend sogar! Und das genieße ich so, so, so sehr.
Es ist immer ein wunderbares Gefühl, wenn man morgens aufsteht und weiß, dass man den Tag nach einem schönen Konzertabend beenden kann. Irgendwie steht der ganze Tag im Fokus der Show, wenn es auch faktisch um nur zwei von vierundzwanzig Stunden geht. Ich liebe es sehr, auf Tour zu sein. Großer Vorteil ist in meinem Segment ja, dass ich dafür nur selten nicht Heimschläfer sein und daher oft bei meiner Familie sein kann. Welch ein Glück! Dazu kommt, dass es längst nicht mehr so heftig ist, wie früher, als „Tour“ bedeutete, dass man manchmal zwei Wochen JEDEN Abend spielte. War auch ne schöne Zeit, aber irgendwie hat man doch mehr davon, wenn man die Abende intensiver genießt. Das geht nun mal besser, wenn es nicht immer Schlag auf Schlag geht.
Bei mir sieht es dieses Jahr glücklicherweise so aus, dass sich die „Immer wigger singe“-Konzerte bis in den November erstrecken. Bis dahin gibt es noch zahlreiche Locations zu bespielen. Kneipen, Theater, Hallen, einige Open Airs – und wer weiß, was alles noch dazukommt. Die ersten drei Shows sind jetzt bestens gelaufen, und alle drei waren restlos ausverkauft. Wahnsinn, besser kann man doch kaum starten, oder?
Die Tourtage ähneln sich fast immer. Nachdem ich den Sohnemann in die Schule gebracht habe, wird gemütlich gefrühstückt, fleißig Sport gemacht und das Nötigste im Büro geregelt. Am frühen Nachmittag werden die Bühnenklamotten gepackt, ggf. das Merchandising aufgefüllt und die Setliste angepasst, und dann heißt es meistens schon Abfahrt. Die Crew ist in der Regel schon vor mir in der Location, weil es inzwischen echt ne Menge Equipment ist, was wir dabeihaben. Ich stehe zwar alleine auf der Bühne, aber es kommt doch Einiges an Instrumenten und Technik zusammen. Neben meinen beiden üblichen Hauptgitarren, die ihr auch aus dem Brauhaus und den Kurzauftritten kennt, ist diesmal wieder meine geliebte 12-saitige Guild-Gitarre an Bord und meine ebenfalls geliebte Gibson Les Paul, für eine besonders romantische Zugabe. Das macht sooo viel Laune, wenn man im Rahmen des Abends auch mal klanglich andere Farben reinbringen kann. Neben den vier Gitarren habe ich natürlich auch mein schönes Klavier dabei, was noch immer hier und da für Verwirrung sorgt, wenn die Leute mich ansprechen „Ich wusste gar nicht, dass du auch Klavier spielst!“. So soll es sein!
Gegen 16, 17 Uhr ist meistens Soundcheck, worauf ich mich immer freuen kann, weil ich mich auf meine Crew zu 100% verlassen kann. Es läuft alles, wenn ich ankomme, und das ist einfach unfassbar wertvoll, denn gestresste Künstler spielen auch gestresste Shows. So können wir nach einem kurzen Check alle gemütlich zusammen essen, die Backstagebereiche der Locations unsicher machen, und Sprüche klopfen, die man nur auf Tour versteht… Kurz vor Beginn wird die Kappe gegen den Hut getauscht, ein frisches schwarzes Hemd angezogen, der Kragen gerichtet und dann geht es auch schon los. Der erste Applaus des Abends ist immer ein besonders wichtiger und wohltuender. Da spürt man oft schon, wie so eine Show wird. Ganz komisch und magisch irgendwie. Und dann lasse ich mich einfach nur noch treiben… Es gibt nichts Schöneres, als wenn man vom Publikum mit seinem Programm durch den Abend getragen wird. Pures Glück!
Die Gespräche und Begegnungen nach den Konzerten am CD-Stand schätze ich auch immer sehr. Was man da so alles erfährt! Selfies sind natürlich auch immer ok, aber verbunden mit ner persönlichen Geschichte umso schöner. Und so kann ich mich meistens mit einem breiten Grinsen in der Garderobe nach getaner Arbeit wieder umziehen und nach Hause düsen. Stets mit aktuellen Lieblingsplatten im Ohr. Gestern aus Remagen hat mich zum Beispiel Zucchero die gut einstündige Heimfahrt über nach Hause gesungen. Ich liebe dieses Gefühl!
Ja, Dankbarkeit und Demut spielen auch hier – wie in vielen andere Blog-Einträgen vorher – eine große Rolle. Aber das ist nun mal genau das, was ich empfinde, wenn ich so etwas machen darf. Und das ist sogar noch mein Job, mit dem ich meine Familie ernähren kann. Größeres Glück gibt es kaum für mich. Welch ein unfassbares Privileg. Danke, danke, danke!
Bes die Daach,
üre
Björn