Es ist nochmal kalt geworden. Der Himmel ist grau und sieht nach Schnee aus. Die bunteste Jahreszeit ist vorbei, und ich sehne mich sehr nach dem Frühling und den ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Welch ein melancholisches Bild ich zeichnen würde, wenn ich das, was ich aus dem Fenster meines Arbeitszimmers sehe, auf Papier festhielte.
Dabei gibt es für mich eher die größten Gründe für Dankbarkeit und Freude, denn ich habe eine der schönsten Wochen überhaupt hinter mir. Ich durfte mir mal wieder einen Traum erfüllen und bin unfassbar glücklich, dass alles so wunderbar geklappt hat. Aber fangen wir ganz von vorne an.
Schon lange hatte ich vor, ein neues Weihnachtsalbum aufzunehmen. Es fehlte aber der „Pack an“. Wo, wie und mit wem nehme ich auf? Groß mit Band, oder eher so, wie ich meine Weihnachtskonzerte live auch darbiete, nämlich alleine? Vor allem fehlten aber Songs. Ich finde es immer schwer, geschmackvolle und klischeebefreite Weihnachtslieder zu schreiben. Irgendwann platzte der Knoten aber kurz vor dem letzten heiligen Abend, so dass ich in der Weihnachtszeit extrem viele neue Songs schrieb. Von diesen suchte ich zwölf Stücke aus, die ich auf Herz und Nieren geprüft und zurecht gemacht habe. Und damit ging es pünktlich am Sonntag nach der Session, also passenderweise am 14. Advent (räusper, räusper…), ins Studio.
Gleich nach Aschermittwoch packte ich meine fünf Lieblingsklampfen, ne Quetsch, ne Handvoll Bluesharps und ne Ukulele ins Auto und machte mich auf in Richtung Süden. Nachdem ich ja schon in London und Nashville arbeitete, sollte Italien das nächste Traumerfüllungsziel sein. Ich habe ein wirklich fantastisches Studio direkt am Gardasee gefunden. Marco, der Boss und Produzent des Albums, und ich haben uns auf Anhieb bestens verstanden, so dass wir direkt am ersten Abend im Rahmen einer wunderbaren, atmosphärischen Nacht-Session den Titelsong und eine weitere Nummer im Kasten hatten. Nach vier Tagen und Nächten war alles auf Band, äh Festplatte, und bis auf ganz wenige Restaufnahmen (sogenannte Overdubs) ist das Album fertig und Weihnachten kann kommen. Im Mai geht’s nochmal zum Mischen nach Italien und ich kann es selbst kaum erwarten, die Aufnahmen aus der letzten Woche nochmal zu hören.
Leute, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schön, erfüllend und wohltuend es war, morgens aufzustehen, und bis abends das zu machen, was man am meisten liebt: Musik! So viele magische Momente im Studio, so viel Liebe zum Detail und so viel Kreativität in einem Raum. Und besonders wunderbar fand ich die Tatsache, dass etwaige Verständigungsprobleme (wir kommunizierten auf englisch und hin und wieder italienisch, was ich noch ein wenig aus der Schule kann) sofort verschwanden, wenn es um Musik ging. Ja, Musik ist wirklich eine Sprache – wenn Worte fehlten, halfen Töne. Wirklich zauberhaft!
Und so kann ich es kaum erwarten, bis die nächste Adventszeit anbricht und meine neuen Babies endlich so richtig auf die Welt kommen. Das Album ist authentisch, ehrlich, intim und ganz nah dran. An meiner Seele, an meinem Leben, an meinen Ängsten und meiner Hoffnung. Ich war lange nicht mehr so von Musik erfüllt, wie in der letzten Woche am Gardasee. Was bin ich dankbar, dass ich das alles so erleben durfte und darf. Es ist nur schwer in Worte zu fassen.
Jedenfalls lasse ich diese positiven Gedanken und Gefühle tief in mein Herz und nutze die Power, um ab nächster Woche Mittwoch fleißig unterwegs zu sein. Die „Immer wigger singe“-Tour steht an, viele Dates sind schon ausverkauft oder so gut wie-ausverkauft und vorher kommt ja diese Woche noch das passende Live-Album „ArenaLive“ raus. Panta rhei, alles fließt… und fließt… und fließt… So soll es sein, so soll es bleiben!
Dankbar,
üre
Björn