Ein Leben ohne Tusch ist möglich, aber nicht schön! Zumindest im Moment nicht. Fast täglich stehe ich irgendwo auf der Bühne und darf Frohsinn verbreiten. Der Fastelovend hat mein Leben voll im Griff und ich bin so glücklich, dass ich das alles erleben und in mich aufsaugen darf. Ein absolutes Privileg!
Die Säle sind voll, die Leute haben nach der viel zu ruhigen Pandemie-Zeit wieder richtig Bock zu singen und es fühlt sich so an, als würde der Fastelovend dieses Jahr so intensiv gefeiert, wie noch nie. Gut so! Jedes Alaaf kommt von Herzen, jede 4711-LaOla-Welle hat Power ohne Ende und jedes Mal, wenn bei „Stääne“ der Saal dunkel wird und die Handylichter angehen, bin ich ergriffen. Ja, es stimmt: Der Fastelovend jeiht ahn et Hätz.
Am meisten berühren mich die vermeintlich „kleinen“ Dinge, die ich so beobachte. Ältere Menschen, bei denen die Augen förmlich strahlen, wenn man die alten Lieder zusammen singt. Die feine Dame, die nach jedem Song checkt, ob das Hütchen noch richtig sitzt. Der ältere Herr, der sich heimlich im Foyer noch ein Kölsch bestellt. Die Dame, die Anfang des Jahrtausends in dem damals von mir gegründeten Chor der Kölsch-Akademie Mitglied wurde und seitdem die Freude am Gesang nicht verloren, gar gesteigert hat. Sie bedankte sich mit einem so glücklichen Lächeln dafür. Der Herr, der wegen mir vor einiger Zeit mit dem Gitarrenspiel angefangen und große Freude daran hat. Es sind die Gespräche, Begegnungen und besonderen Momente, die meinen persönlichen Fastelovend ausmachen. Abseits vom großen Trubel. Neben der Bühne. Oder in der Raucherecke. Deshalb spiele ich auch besonders gerne auf Pfarr- und Seniorensitzungen, auf kleinen Dörfern und im Umland. Eben noch habe ich eine Mail bekommen von einem Verein, bei dem ich am Wochenende spiele. Sie wollten nur sagen, dass sie sich sehr auf meinen Auftritt freuen. Wie toll und wertschätzend ist das? Da fahre ich doch erst recht mit einem wunderbaren Gefühl hin! Super!
Und so wird man als Künstler regelrecht durch diese – zugegeben manchmal auch stressige – Zeit getragen. Es ist eine Wonne, das machen zu dürfen. Ich kann mich außerdem extrem glücklich schätzen, dass ich so eine fantastische Crew im Rücken habe, ohne die das alles überhaupt nicht möglich wäre. Ich stehe zwar im Scheinwerferlicht, aber ohne „meine“ Mädels und Jungs würde der Laden definitiv nicht laufen.
Voller Vorfreude kann ich mich also nun wieder parat machen, den Hut richten, mich verkabeln und auf die nächste Mädchensitzung freuen – diesmal in Düren -, während der Bus schon beladen und mich wie fast jeden Tag vor dem Büro abholen wird. Echt schade, dass das am Aschermittwoch schon wieder vorbei ist…
In diesem Sinne wird es auch hier im Blog etwas ruhiger, weil ich vor lauter Terminen in den nächsten Wochen nicht mehr allzu viel Zeit haben werde für weitere Einträge. Aber nach Karneval gibt es natürlich wieder regelmäßige Updates an dieser Stelle. Versprochen!
Alaaf un nit verjesse: Mir levve jetz!
Üre
Björn