Welch ein trister Ausblick heute aus meinem Studiofenster. Nieselregen, Nebel und ziemlich unmotiviert tanzende Restblätter an den Bäumen. Sieht so aus, als würde er nun in großen Schritten auf mich zukommen: Mein 41. Winter.
Und ganz ehrlich: Irgendwie mag ich diese Zeit. Vor allem, weil ich den Großteil des Dezembers wieder auf der Bühne verbringen darf. So, wie ich es liebe. Und so, wie ich es während der Corona-Zeit schmerzlich vermisst habe.
Eine tolle Premiere der diesjährigen „Janz besinnlich“-Tour in Waldbreitbach liegt hinter uns. Und es tut einfach immer wieder sooo gut, wenn man sieht, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat. Die Setliste funktioniert bestens, die Zeiten passen, die Jokes funktionieren und meine Geschichten zu den Songs scheinen genauso gut zu funktionieren, wie die obligatorischen Mitsingexperimente. Yeah! Außerdem wird die immense Spielfreude auch nochmal doppelt so groß, weil ich neben meiner Standard-Gitarre auch meine 12-saitige Lieblingslady spiele und ebenso meine recht neue Les Paul, die endlich mal die große weite Welt außerhalb des Studios entdecken darf. Das macht echt mächtig Laune!
Nächste Woche Sonntag geht es dann „so richtig“ los, wenn wir im Scala im Leverkusen spielen, am Tag danach eine Doppelshow in der Volksbühne, mittwochs in der Harmonie in Bonn und am dritten Advent im Asado. Ich kann es kaum erwarten!
Für mich selbst sind die Shows auch immer eine emotionale Reise durch die verschiedensten Gefühlslagen. Vor allem bei „Veezich Winter“ am Klavier muss ich regelmäßig aufpassen, dass es mich nicht übermannt. Im Heuser’schen Seelenkosmos ist aktuell ne Menge los, aber ich habe mich im Griff und die Konzerte sind die beste Therapie. Jedenfalls liegt mir diese November-Melancholie sehr.
Besonders freue ich mich, dass die beiden nagelneuen Songs „Et fünfte Käzje“ und „Mer fange der Wind“ schon bei der Uraufführung am Premierentag so wunderbar angekommen sind. Ich denke mir ja immer mutterseelenallein im stillen Kämmerlein Dinge aus, von denen ich überhaupt nicht absehen kann, ob und wie sie funktionieren. Umso schöner, dass zumindest bei den ersten beiden Shows alles lief, wie am Schnürchen.
Bevor es am Sonntag aber mit „Janz besinnlich“ weitergeht, steht kommenden Samstag noch ein besonderes Highlight an. Ich darf mit meiner wunderbaren Band ein kleines „Kölle singt“-Spezial im Rahmenprogramm des DEL Wintergames im RheinenergieStadion spielen. Wow! Dafür wurde extra eine große Eisfläche auf den Rasen gebaut, wo die Kölner Haie hoffentlich die Adler Mannheim besiegen werden. Vorher spielen wir ein ausführliches Set, und nach dem Spiel wird auch nochmal gesungen, was in eine sehr coole Pyro- und Feuerwerksshow übergeht. Das verspricht ein sehr cooles Event zu werden – ich glaube, es wird mit gut 30.000 Menschen gerechnet. Große Vorfreude und schonmal eine kleine Idee, wie sich dieses Wahnsinnsprojekt „Kölle singt“ im Stadion am 1. Juli 2023 anfühlen könnte. Ich bin unfassbar gespannt.
Und so kommt ein weiteres Jahr auf die Zielgerade. Der Kalender ist voll, aber hauptsächlich mit schönen Dingen, so dass der Ausblick aus dem Studiofenster eigentlich gar nicht mehr so trist ist. Um es mit einem Zitat aus „Veezich Winter“ zu sagen:
„… un sicher es, dat noh jedem Winter ne Fröhling kütt.“
In diesem Sinne, wir lesen uns,
üre
Björn
Foto: Dirk Loerper