Wir schreiben das Jahr 2008. Ich sitze in meinem Homestudio, wie immer auf der Suche nach dem großen Hit, den ich bis heute nicht gefunden habe, da klingelt mein Handy. Ein netter Mensch fragt, ob ich nicht auch mal in dem neuen Brauhaus direkt am Dom ein Mitsingkonzert spielen wolle. „Nä, is zu groß“ war meine direkte Antwort. „Ok, wir probieren es, aber wenn die Leute keinen Bock haben, gehe ich wieder“ war meine Antwort drei Minuten später, weil ich noch nie NEIN sagen konnte.
Das ist jetzt gut ein Jahrzehnt her, und vorgestern durfte ich mein 500. Freitagskonzert in genau diesem Brauhaus, dem Gaffel am Dom, zelebrieren. Ein paar Rituale gibt es. Jeden Freitag schlendere ich über den Roncalliplatz Richtung Location, aber nicht ohne vorher auf der Domplatte stehenzubleiben, hinunter ins Brauhaus zu schauen was so los ist, und in der gleichen Bewegung bis zur Kreuzblume des Südturms hinaufzuschauen und den Dom zu bewundern. Ja, er steht noch. Ja, der Heuser spielt noch. Ja, es geht weiter.
Und genau in diesem Moment – beim Blick auf die Kathedrale – wurde mir vorgestern klar, was wir da eigentlich auf die Beine gestellt haben. 500 mal, fast jede Woche, so viele Menschen, so viele Geschichten, so viele Gefühle, so viele Lieder, so viel Kölsch, so viele Momente, so viele Texthefte, so viele Gitarrensaiten, so viele Zugaben, so viel Applaus, so viel Liebe. Mir wurde warm ums Herz, ich musste kurz schlucken und kurz danach wurde ich extrem herzlich auf der Bühne empfangen, und konnte auch den fünfhundertsten Abend mit Wolfgang Antons „Loss mer singe“ beginnen. Es folgte ein wunderbares, stimmungsvolles Konzert mit sooo vielen netten Menschen! Menschen, die immer da sind. Menschen, die sehr oft da sind. Menschen, die dreimal im Jahr da sind. Alte Fans und neue Fans. Und das ist so wertvoll, ich bin sehr dankbar, dass ich das alles erleben darf!
Sowas geht natürlich nur, wenn man gute Partner hat, mit denen man freundschaftlich und respektvoll zusammenarbeiten kann. Ohne die Privatbrauerei Gaffel wäre mein Leben also sicherlich anders verlaufen, vor allen Dingen die letzten zehn Jahre. Dafür mein großer Dank an Heinrich Becker und das ganze Brauerei-Team. Aber auch die Crew, die sich jeden Freitag mit der Anlage durchkämpfen muss, und die dort arbeitet, damit wir alle Spaß haben können, darf ich bei der Danksagung keinesfalls vergessen. Ohne euch läuft nichts!
Danken müsste ich in diesem Zusammenhang auch so vielen anderen Menschen, das würde hier ausufern. Die wichtigsten Menschen sind aber die, die vor der Bühne stehen und mitsingen, denn sonst bräuchte man die Leute auf, neben und hinter der Bühne gar nicht. Vun Hätze DANKESCHÖN!
Die Frage, wann ich denn mit den Freitagskonzerten aufhören wolle, beantwortete ich ja schon zum zehnjährigen Jubiläum mit dem Opener-Song meines aktuellen Albums „Himmel övver Kölle“, der heißt nämlich: „Niemols“! Und in diesem Sinne singe ich weiter jeden Freitag im Gaffel, so lange die Leute mit mir singen möchten, ich selbst auch noch Lust dazu habe und gesund bleibe. Sieht also momentan ganz so aus, als würde es noch ne ganze Weile weitergehen. 2030 wäre dann das Tausendste… aber ist ja noch was hin.
Schön ist im Rahmen der runden Jubiläen im Gaffel auch immer die besonders ausgeprägte Berichterstattung drum herum, da sind die Medien ja immer sehr aktiv, was mich sehr freut. Mein Highlight dieses Jahr war ein Artikel in einer Online-Zeitung, deren Redakteur wohl nicht ganz im Bilde war, worum es geht. Die Überschrift lautete im ernst: „500 Jahre Björn Heuser“.
Nun denn, dann habe ich ja noch was vor!
Also dann, et jeiht immer wigger – schönen Sonntag euch!
Üre
Björn