Heute gibt’s mal wieder eine kurze Meldung von unterwegs, denn wie immer habe ich in Berlin einen Tag drangehangen. Es ist ja fast schon Tradition, dass ich in der Hauptstadt kreativ werde und im gemütlichen Arbeitsumfeld meiner Suite 915 viel schaffe. Jedes Mal wenn ich die Türe hier öffne, fühlt es sich fast schon an, wie nach Hause kommen. Hier komme ich gut runter, hier habe ich viel Ruhe zum Arbeiten (die ich – je älter ich werde – immer nötiger brauche) und hier kann ich einfach mal durchatmen.
Das ist auch sehr nötig, denn seit letzter Woche Montag liegen jetzt 13 Auftritte hinter mir und über 2600 gefahrene Autobahnkilometer. Eine ganze Menge, die ich so langsam auch körperlich spüre. Außerdem ist es echt eine kleine Umgewöhnung nach der langen Corona-Zeit zu Hause bei der Familie, wenn man plötzlich wieder sehr viel alleine unterwegs ist und aus dem Koffer lebt. Immer auf Achse, immer unter Strom, immer im Dienst. Aber gleichzeitig ist es nach wie vor ein Riesenprivileg, dass ich (wieder) auf Tour sein und so ein Leben führen darf.
Wahnsinn! Allein die Eindrücke des letzten Wochenendes! Vom Jeck im Sunnesching-Festival in Bonn, wo ich mit zigtausenden Menschen singen durfte, bis hin zu einem sehr emotionalen Auftritt bei der Lebenshilfe, wo das Leuchten in den Augen der Bewohner*innen mit Handicap bei mir selbst für feuchte Augen sorgte. Oder die magischen Momente auf der Bühne, als ich erstmalig in Trio-Konstellation mit JP Weber und Michael Kuhl beim Loss mer singe-Sommerfest auf der Bühne stand. Das ging wirklich ganz tief rein. Dann die überschäumende Freude letzte Woche in München und gestern wieder das ausverkaufte Gaffel Haus hier in Berlin… Manchmal ist die Fülle der Eindrücke echt schon fast überwältigend.
Aber was bringen die schönsten Momente, wenn man sie nicht teilen kann? Deswegen bin ich froh, wenn ich morgen wieder bei meinen Liebsten zu Hause bin und alles erzählen kann. Denn das Leben unterwegs ist vermutlich deutlich unspektakulärer, als viele von euch denken. Sechs Stunden allein auf der Autobahn, ausführliche Solo-Spaziergänge durch eine Stadt, die man sich nach und nach mehr erschließt, Espressi an der Hotelbar und einsames Abhängen in Künstlergarderoben bis zum Showstart stehen an der Tagesordnung. Aber das Beste daran ist: All diese zum Teil nervigen Tatsachen sind in der Sekunde wie weggeblasen, wenn das Licht ausgeht, ein erster verhaltener Applaus zu hören ist, die Leute sich freuen, dass es endlich losgeht und ich einen saftigen C-Dur Akkord auf meiner Gitarre anschlage. Ein ganz anderes Lebensgefühl, andere Körperspannung, ein frischerer Kopf, pure Lust und Glücksgefühle. Wie auf Knopfdruck! Verrückt, ich kann euch dieses Gefühl gar nicht genauer beschreiben. Jedenfalls sind die einsamen Momente auf der Autobahn dann ganz schnell verdrängt und werden in positive Energie umgewandelt. Ja, ich weiß schon ganz genau, warum ich so sehr liebe, was ich machen darf. Es hat alles seinen Sinn.
Und auch, wenn ich jetzt nicht unglücklich über ein paar Bühnenfreie Tage bin (Freitag geht es erst weiter), steigt die Vorfreude auf die nächsten Shows langsam aber sicher schon wieder an. Ich kann einfach nicht ohne Bühne. Und sind es auch noch so viele Autobahnen. Jetzt ist aber erstmal Feierabend für heute. Ab an die Hotelbar, ein Espresso geht noch.
Ciao, bes die Daach,
üre
Björn